3ds review: the keep (your head)
geschrieben am 21.09.2014
Manchmal werden Begehrlichkeiten erst durch den Mangel an Verfügbarkeit geweckt. Konnte ich zu Hochzeiten des Genres der Dungeon Crawler nur wenigen Vertretern wie lands of lore oder dungeons of avalon II etwas abgewinnen, hat der Trailer des 3DS Spiels the keep einen Appetit auf klassischer Kerker-Keilerei erweckt, der aktuell allenfalls noch von legend of grimrock auf dem PC gedeckt werden könnte. Der für 9,99 Euro in Nintendos eShop verfügbare Titel stellt (trotz fehlender blah of blö Namenskonvention) einen „Old-School First Person Dungeon Crawler“ in Aussicht, und dieses Versprechen wird konsequent eingehalten. Das beginnt bereits mit der Grafik, die, trotz moderner Polygontechnik und dezentem räumlichen Effekt auf Nindendos 3D Handheld, den authentischen Einheitslook an Keller- und Höhlenwänden aufweist und mit der typischen, nur wenige Felder der aus quadratischen Standardbausteinen zusammengesetzten Levelkarte weit reichenden Sichtweite daherkommt und dementsprechend allenfalls als originalgetreu, aber unspektakulär zu bezeichnen ist. Auch bei Story, Spielmechanik und Gegnerdesign setzt man auf althergebrachte Fantasy- und Genrekonventionen, die in ähnlicher Form bereits in den Vertretern der späten 80er und frühen 90er Jahre zu finden waren: Um den bösen Magier Watrys zu besiegen, der in den Katakomben seiner Feste entführte Kinder nach magischen Kristallen schürfen lässt, werden die einzelnen Etagen des Gemäuers Schritt für Schritt und mit 90Grad Drehungen erforscht, kleine Rätsel mit Hilfe von Schaltern, Schlüsseln oder zu beschwerenden Druckplatten gelöst, Geheimgänge entdeckt und allerlei Standardschergen wie Ratten, Fledermäuse, Zombies oder Trolle in Echtzeit bekämpft. Leider verzichtet der tschechische Entwickler Cinemax auf die Zusammenstellung einer individuellen Party. Stattdessen ist man als etwas fader Allroundkämpfer im Alleingang unterwegs. Auch die ausrüstbaren Gegenstände sind recht generisch und erlauben wenig Spezialisierung – in der Regel sind neu gefundene Waffen und Rüstungen in allen Belangen besser als das bisherige Equipment. Die Bedienung geht dabei mit der Kombination aus Analog-Pad- und Stylus-Steuerung überaus komfortabel von der Hand. Allerdings sind Aspekte wie Nahkampf, Magienutzung oder automatische Karte, über die auch mit der Umgebung interagiert werden kann, auf einzelne Bildschirme verteilt, zwischen denen erst hin- und hergeschaltet werden muss, was im Eifer des Gefechts mitunter etwas nervig sein kann. Doch sind es gerade der Waffeneinsatz und vor allem das Magiesystem, die den Touchscreen interessant nutzt und dem Spiel somit eine eigenständige Note geben: Mittels Stylusstreichen auf einem aus 3 mal 3 Segmenten bestehenden Gitter können Gegner in drei verschiedenen Höhen angegangen werden, Komboattacken werden über entsprechend eingezeichnete Muster ausgeführt. Noch komplexer ist das Wirken von Magie. Zaubersprüche bestehen aus einzelnen Runen, die in der Umgebung eingesammelt und auf jeweils aneinander angrenzende Felder eines 5 mal 4 großen Rasters abgelegt werden müssen, damit sie der Reihe nach abgefahren werden können. Zudem können die Effekte noch mit Kristallen verstärkt werden. So entsteht quasi nach und nach ein okkultes Kreuzworträtsel. Da jedoch sowohl magische als auch physische Angriffe Mana beziehungsweise Ausdauer kosten, die sich nur langsam regenerieren, manche Gegner gegen speziellen Schaden immun sind, unverschämt oft Blocken oder sich teilweise heilen, können sich einzelne Kämpfe vor allem in den höheren der 10 Level frustig lange hinziehen oder werden ebenso häufig mit dem Game Over Screen bestraft wie das tappen in eine der vielen Umgebungsfallen. Wem das noch nicht ausreicht, schaltet auf einen höheren der drei Schwierigkeitsgrade um oder aktiviert die Permadeath-Option, doch auch schon auf „normal“ und ohne dauerhaftes Draufgehen bietet the keep ausreichend Herausforderung.
In vielen Belangen fühlt sich das Spiel somit konsequent auf einen sehr speziellen Retro-Geschmack zugescheidert an, den es mit authentischen Elementen gradlinig bedient. Unter diesen Gesichtspunkten ist The keep bei weitem kein schlechtes Spiel, kann sich dank einiger Schwächen und Schönheitsfehler dann aber eher mit dem eingangs erwähnten Budgettitle dungeons of avalon II denn Westwoods Kulttitel lands of lore messen. Etwas mehr eigenständigen Charakter oder Abwechslung in Form eines Leveleditors (der sich auf dem Handheld geradezu anbietet) mit Tauschfunktion und Online-Highscore hätten dem Titel sicher gut getan.
Gab Nintendo als traditionsreiches Unternehmen lange Zeit nichts auf das Geschäftsmodell von Free2Play Spielen, wagt man mit Steel Diver: Sub Wars für 3DS zumindest erste zaghafte Versuche auf dem Terrain des vermeintlichen Heilsbringers der Branche. Dementsprechend wird keine der großen Marken wie Mario oder Advanced Wars für den Testballon herangezogen, vielmehr erhält das als 3DS Starttitel mäßig erfolgreiche Unterwasser-Shoot’em-up Steel Diver einen neu ausgerichteten Nachfolger. Die in der Nintendo Direct-Präsentation gewählte Bezeichnung als „gemütlicher, taktischer First Person Shooter“ kann dabei getrost ignoriert werden, auch wenn jetzt aus der Egoperspektive gesteuert wird und das Spieltempo eher gemächlich ist. Vielmehr handelt es sich bei Steel Diver: Sub Wars um eine arcardelastige Gefechtssimulation a la X-Wing oder Ace Combat, in Anbetracht der U-Boot Thematik wären auch Vergleiche mit Schleichpfad beziehungsweise Aquanox angebracht. Teils dem Setting, teils der Ausrichtung als kleinerem Experimentaltitel geschuldet sein dürfte dann auch die Grafik, die sich trotz einiger netter Effekte und Modelle allenfalls als zweckmäßig beschrieben lässt. An der Steuerung wiederum gibt es wenig auszusetzen, kommt sie doch mit wenigen Kommandos aus und findet dennoch alleine aufgrund der Trägheit der tonnenschweren maritimen Kolosse eine gute Balance zwischen Action und seichtem Anspruch. Andere Elemente wie die geringe Schussfrequenz und Geschwindigkeit der Torpedos, Nachschubkisten, die Schäden reparieren oder den sehr begrenzten Vorrat an zielsuchenden Geschossen auffüllen oder eine kurzzeitige Tarnfunktion bieten weitere taktische Möglichkeiten, die vor allem dem Spiel gegen menschliche Gegner, dem offensichtlichen Schwerpunkt des Spiels, zugute kommen. Denn auch in der knapp zehn Euro teuren Premium-Version bietet Sub Wars gerade mal 7 Einzelspielermissionen (jeweils in 3 Schwierigkeitsstufen), von denen 2 im kostenlosen Paket enthalten sind. Diese sind mit Zeitrennen durch Ringe und dem Kampf gegen eine schwach bewaffnete Flotte noch nicht einmal besonders herausfordernd und ähneln eher einem Tutorial – Etwas spannender Aufgaben in den Folgeleveln lassen sich allenfalls erahnen. Der Mehrspielermodus dagegen steht auch der Gratis-Varianten komplett zur Verfügung, strotzt allerdings ebenfalls nicht gerade vor Optionsvielfalt. Im einzigen zur Verfügung stehendem Spielmodus treten zwei Teams aus bis zu vier Booten auf zufällig gewählten Karten an, um den gegnerischen Verband aufzureiben. Doch in der Tat macht Sub Wars hier am meisten Spaß und entwickelt sich schnell zum angespannten Katz-und-Maus-Spiel, das Erinnerungen an Jagd auf Roter Oktober weckt. Dank der kleinen Spielerzahl hält sich auch die Matchdauer im Rahmen, so dass frühzeitig versenkte Spieler nicht allzu lange zum teilnahmslosen Zuschauen verdammt sind. Zahlungswillige 3DS Besitzer profitieren allerdings auch hier, erhöht die Premium-Variante doch die Anzahl der freischaltbaren Boote auf 18, die nicht nur bessere Eigenschaften als die kostenlosen 2 Modelle besitzen, sondern auch mehr Plätze für Crewmitglieder bieten, die sich als ausrüstbare Perks ebenfalls auf Aspekte wie Nachladegeschwindigkeit oder Manövrierfähig auswirken. Unverständlich bleibt zudem, warum selbst für das Erwerben der separat per Microtransaction von knapp einem Euro angebotenen Spezialschiffe die kostenpflichtige Version der Software von Nöten ist.





Was kurze Zeit als obskures Gerücht umhergeisterte wurde nun von Nintendo im Vorfeld der Tokyo Game Show bestätigt: zusammen mit Monster Hunter Tri G wird eine an eine Butterbrotsdose erinnernde Zusatzhardware namens 3DS Circle Pad erscheinen, die den 3DS um einen Analogstick und eine Schultertaste erweitert.

