Mein Baby war beim Friseur / Du hast die Haare schön
geschrieben am 10.11.2015
Die menschliche Körperbehaarung dürfte im Laufe der Entwicklung weitestgehend ihre Funktion als Schutz vor Kälte und Nässe verloren haben und höchstens in Form von Wimpern und Augenbrauen als Barriere gegen Schweiß und Staub heutzutage noch eine sinnvolle Aufgabe erfüllen. Davon abgesehen dient sie allenfalls je nach Körperregion mal mehr, mal weniger ästhetischen Zwecken. In den letzten Jahren hieß dies vor allen bei westlichen Entwicklern von Actionspielen, ihren zumeist männlichen Helden je nach Thematik entweder einen militärisch zackigen Kurzhaarschnitt zu verpassen oder sie mit einer generischen Abenteurer-Fön-Frisur auszustatten. In seltenen Fällen besticht eine Haarpracht neben ihrer Optik auch durch interaktive Einbindung in das Spielgeschehen. Hier eine Liste der meiner Meinung nach spielerisch nützlichsten Haare in Videospielen:
Sindel (Mortal Kombat)
Die ehemalige Herrscherin von Outworld und Mutter von Kitana ergänzt seit dem 1995 veröffentlichten dritten Teil in unregelmäßigen Abständen die Kämpferriege der brutalo Beat’em up Serie und ist eher für ihre Levitationsfähigkeiten und Schrei-Angriffe bekannt. Doch alleine aufgrund der Wuchtigkeit, mit der das Gegenüber per Haar-Lasso durch die Gegend geschleudert wird, gebührt ihr ein Platz auf dieser Liste. Aber Auch die Nutzung des ergrauten Hauptes als Starthilfe für den Todeskreisel-Fatality oder Eröffnung des X-Ray Specials tragen ihren Teil dazu bei.
Giana (the Great Giana Sisters)
Als relativ offensichtlicher Super Mario Bros. Klon machte das Jump’n’run aus dem Jahre 1987 von sich reden, doch wo dem Klempner ein Pilz zu Riesenwachstum verhilft, verwandelt im deutschen Gegenstück ein kugellieges Power-Up die brave Giana in ein Blöcke zerbröselndes Punk-Girlie mit Zottellocken. Meine damalige und bis heute einleuchtende Erklärung für dieses Phänomen lautete, dass es sich bei dem Extra um eine Kombination aus elektrostatischer Energie und einer Unmenge an Haarspray handelt, die einen Betonfrisur entstehen lässt, der selbst massives Mauerwerk nichts entgegenzusetzen hat.
Shantae (Shantae)
Galt das Action-Adventure 2002 dem Game Boy Color noch als Geheimtipp, bemüht sich Entwickler Way Forward vor allem in letzter Zeit, der Halb-Dschinn-Dame mit Titeln wie Shantae and the Pirate’s Curse oder dem anstehenden Shantae: Half-Genie Hero zu mehr Popularität zu verhelfen. Neben allerlei nützlichen Zauberkräften verfügt Shantae auch über die magische Fähigkeit, ihren lila Pferdeschwanz wie eine Peitsche zu benutzen und so den Gegner den Garaus zu machen.
Kyoshiro Senryo (Samurai Shodown )
Mit seinem feuerroten Vokuhila gehört der Kabuki Schauspieler Kyoshiro Senryo zu den Urgesteinen der in Japan Samurai Spirits betitelten Spiele und ist seit dem Erstling aus dem Jahr 1993 in nahezu jedem Teil der SNK-Prügelreihe vertreten. In den Zweikämpfen setzt er zwar vor allem auf eine Lanze und feurige Fächer als Waffe, doch ist seine Greif-Technik, bei der er den Gegner in einen Haarstrang einwickelt und würgt, auch nach über zwanzig Jahren noch bemerkenswert. Zudem verzichtet sein Schopf auf den allzu naheliegenden Zusatz „magisch“ und trägt als einer der wenigen männlichen in dieser Liste etwas zur ausgeglichenen Geschlechter-Quote bei.
Millia Rage ( Guilty Gear)
Die 1998 erschaffene Blondine zählt nicht nur zur Stammbesetzung des Guilty Gear Kaders, sondern ist – was die Verwendung von Haaren angeht – quasi die Königin der 2D Kampfspiele.
Wo andere Charaktere lediglich mit ein bis zwei entsprechenden Manövern aufwarten, verzichtet die russische Attentäterin fast komplett auf den Einsatz ihrer Arme und lässt stattdessen ihre wandlungsfähige Mähne sprechen. Diese benutzt sie für einfache Angriffe, formt aus ihnen diverse Hieb-, Schlag- und Stichwaffen, stylt sie zum Flügelpaar, um mit ihnen durch die Arena zu schwebt mit oder lässt sie als bildschirmfüllendes Zopfgeflecht auf Feinde niederschlagen.
Rayman (Rayman)
Michel Ancels Schöpfung bereichert seit 1995 das Jump’n’run Genre und findet sich in fünf Haupt- sowie diversen Nebenspielen wieder. Der pfiffige Franzose hat zwar weder Arme noch Beine, dafür aber eine tolle Tolle, die sowohl den zeitlosen Chic des frühen vorherigen Jahrhunderts verbreitet als auch anscheinend ebenso wie Hände und Füße frei beweglich ist und als rotierendes Helikopter-Haar die Bewegungsmöglichkeiten erheblich erweitert.
Bayonetta (Bayonetta)
An unangefochtener Position Eins steht wenig überraschend die haarige Hexe mit britischem Akzent und herbem Sekretärinnencharme, die seit ihrem 2009er Debüt auf Xbox und PS3 zuletzt exklusiv auf Wii-U im Nachfolger gegen göttliche Gestalten antreten durfte. Zwar sind die Fähigkeiten zur Verlangsamung der Zeit und die Verwandlung in einen Panther oder Vogel auch nicht zu verachten, Bayonettas wertvollstes Werkzeug im Kampfgetümmel ist jedoch ihr Kopfschmuck. Schon im „Ruhezustand“ erfüllt die magische Matte als Catsuit oder anderweitiges Kostüm mehr Aufgaben als eine gewöhnliche Frisur. Eingebunden in variantenreiche Kombos nehmen die Strähnen aber gerne auch mal die Gestalt von überdimensionalen Fäusten oder Stiefeln an und vermöbeln aus Portalen austretend den engelsgleichen Gegner mächtig den Hintern. Spätestens, wenn die schwarze Haarpracht ins Unermessliche wächst und nach kurzer Beschwörung einen gigantischen Höllenhund oder riesige Dämonenkrähe formen, dürfte klar sein, welcher Videospielcharakter die nützlichste Friese hat.
Sollte jedoch jemand eine andere Meinung haben oder jemanden in dieser Liste vermissen, lasse ich mich gerne in den Kommentaren eines Besseren belehren.
Seit Spiderman vor gut 32 Jahren auf dem Atari VCS 2600 die Häuserwände hinauf krabbelte, finden sich Figuren aus dem Marvel-Universum in mal mehr, mal weniger erfolgreichen Videospielen diverser Entwickler und Genres wieder. Positiv stechen dabei vor allem Capcoms Beat’em ups wie Children of the Atom oder die Marvel vs. Capcom-Reihe hervor. Nun, da Marvels Lizenzverträge mit dem japanischen Prügelprofis anscheinend ausgelaufen sind und ihre Crossover-Spiele infolge dessen nach und nach aus den entsprechenden Downloadstores entfernt werden, stehen die Zeichen für weitere Auftritte der Comic-helden und -schurken in Spielen der Streetfighter-Macher eher schlecht. Stattdessen wurde auf der diesjährigen Comic Con mit Marvel Contest of Champions ein Free to Play Kampfspiel für mobile Plattformen angekündigt, das vor einigen Wochen erschienen ist. Und zumindest optisch weiß der Titel auch durchaus zu gefallen: Statt auf hochkomplexe, realistische Grafik zu setzten erstrahlt der Sturm der Superhelden in einem bunten Comic-Look, der selbst auf ein betagtes iPad 1 mit etwas Mühe und Not beeindruckende Szenarien zaubert. Das etwas plastikhafte Aussehen der Figuren passt gut zum Thema und lässt dennoch kleine Detail wie Juggernauts zerkratzten Helm erkennen, während Animationen wie landende Transportschiffe die teils etwas langweiligen, teils wirklich hübschen Hintergründe beleben. Auch in Sachen Umfang und spielerischer Aufbereitung der Kämpfe gibt es wenig zu meckern. Der durch regelmäßige, zufällige Zulosungen anwachsenden eigene Kader an Kämpfern beziehungsweise Gegnerpool ist bereits in dieser frühen Phase des App-Lebenszyklus üppig und bedient sich nicht nur bei populären Serien wie den Avengern, X-Men oder den diesjährig verfilmten Guardians of the Galaxy, sondern greift auch weniger bekannte Charaktere wie
Insbesondere für Beat’em Up Fans scheint sich der 3DS zu lohnen. Das hervorragende Street Fighter IV 3D Edition gehörte zu den besten Starttiteln, und während man noch auf das angekündigte BlazBlue für die 3D Konsole wartet erschien letzten Freitag Dead or Alive: Dimensions – zumindest in Deutschland. Denn Tecmos Prügelspielserie ist seit jeher nicht nur für seine unbestrittenen spielerischen Qualitäten bekannt, sondern auch für die üppigen Proportionen der weiblichen Mitglieder des Kämpfer-Lineup und Kostüme, die diese entsprechend in Szene setzen. In Schweden entbrannte darüber in Kombination mit der vermeintlichen Minderjährigkeit einiger Charaktere eine heftige Diskussion. Nintendo, die beim 3DS Dead or Alive erstmals als Publisher der Serie auftreten, nahm diese anscheinend zum Anlass, auf eine dortige Veröffentlichung zu verzichten.

