Beiträge zu 'Audiogent'

Audiogent Interview

8bit-ninja im Interview mit Cornelius Huber, Geschäftsführer der Audiogent GmbH

8bit-ninja: Stellen Sie Audiogent doch bitte kurz vor.

Cornelius Huber: Audiogent wurde durch seinen Gründer Cornelius Huber mit der Vision eines neuen Mediums ins Leben gerufen: Das interaktive Hörspiel. Die Vision einer innovativen Methode des Geschichtenerzählens zieht Menschen allen Alters durch ausgewählte Techniken aus den Bereichen Storytelling, Game- und Sounddesign in Verbindung mit neu entwickelten Interaktionskonzepten in seinen Bann. Dabei tritt das Medium als solches stets hinter den Bedürfnissen der Kreativen Ideen der Autoren in den Hintergrund: Es ist wie man so schön sagt lediglich das Mittel zum Zweck. Audiogent vermarktet derzeit lediglich ein paar der unendlich vielen Anwendungsmöglichkeiten dieses innovativen Mediums.

8bit-ninja: Das Konzept des interaktiven Hörbuchs erinnert an die „choose your own adventure“-Bücher oder die DSA Solo-Abenteuer. Wie viel Interaktion bieten die Audoigent Produkte?

Cornelius Huber: Ich habe die sog. „Spielbücher“ in meiner Kindheit mit sehr viel Faszination gelesen und betrachte sie wohlwollend als den Ur-Großvater des Interaktiven Hörspiels. Ja, auch von den Spielbüchern hat das Interaktive Hörspiel die ein oder andere Idee geborgt. Mittlerweile hat sich die Technologie weiter entwickelt. Heutzutage hat man sehr viel mehr Möglichkeiten, mit einem Medium zu interagieren, als nur Seiten/Stationen auszuwählen oder einen Würfel zu werfen. Eine der Besonderheiten des Interaktiven Hörspiels liegt im nahtlosen Erzählen der Handlung. Interaktionen des Anwenders werden nahtlos in den Fortlauf der Erzählung eingeflochten, während die Geschichte weiter erzählt wird. Dies ergibt einen für interaktive Medien ungewöhnlich natürlichen Erzählfluss. Das begünstigt den SoD (Suspension of Disbelief) und steigert das Flow-Erlebnis des Anwenders. Das Interaktive Hörspiel beherrscht theoretisch alle Interaktionsmethoden, die zum interaktiven Erleben einer erzählten Handlung sinnvoll sind. Wir können Entscheidungen treffen und dadurch unterschiedliche Erzählstränge beschreiten, auf Karten Navigieren, Inventarobjekte verwenden/kombinieren, interaktive Dialoge führen (eines meiner Lieblingsthemen), analoge akustische Explorationen und Rätsel implementieren, Geschicklichkeits- und Arcade-Aufgaben einflechten, man könnte auch Ortsinformationen (z.B. GPS) auswerten… die Liste kann beliebig fortgesetzt werden. Sämtliche Interaktionsmethoden sind akustisch begründet.

8bit-ninja: Wie aufwendig ist die Entwicklung einer derartigen App und in wie weit unterscheidet sich dabei die Produktion einer „verzweigten“ Geschichte von einem „linearem“ Hörspiel?

Cornelius Huber: Der Aufwand einer Produktion ist immer vom Produktionsziel abhängig. Für die gesamte Produktion von „Halbgott in Weiß“ – angefangen beim ersten Brainstorming bis hin zum Upload in den App Store – hatten wir ein Zeitfenster von insgesamt sechs Wochen. Für Geschichen, die etwas mehr epische Breite haben sollen, wie z.B. „Perry Rhodan: TAMER“ haben wir uns ein dreiviertel Jahr genommen. Die Anzahl von Handlungssträngen sind von den Zielvorgaben und Resourcen abhängig, man kann das also nicht pauschal beantworten. Bei „Halbgott“ hatten wir mehrere Billionen Kombinationsmöglichkeiten der drei Geschichten. Bei „Perry Rhodan“ waren es deutlich mehr.

8bit-ninja: Mit „Raumzeit – Der verbotene Sektor“ und „Perry Rhodan: TAMER – Paket 47“ sind gleich zwei interaktive Audiogent Hörbücher im Science Fiction Genre beheimatet, wobei Perry Rhodan auf eine starke Lizenz zurückgreifen kann. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Pabel Möwig Verlag und wie groß/klein ist der kreative Spielraum, wenn man auf eine vorgefertigte und ausgearbeitete Welt zugreifen kann/muss im Vergleich einem eigenen Setting wie bei Raumzeit?

Cornelius Huber: Dass gleich zwei Geschichten im Sci-Fi Bereich angesiedelt waren ist dem Zufall zu verschreiben. Bei Raumzeit haben einfach Geschichte, Charaktere und Setting gut zum neuen Medium gepasst. Perry Rhodan kam aufgrund erfolgreicher Lizenzverhandlungen relativ früh in die Pipeline. Das allein zeigt schon, dass der Pabel-Moewig Verlag – leider im Vergleich zu vielen anderen Verlagen – mit Verlagschef Klaus Frick sehr flexibel, agil und – wie sollte es für einen Sci-Fi Verlag anders sein – zukunftsweisend handelt.
Wir sind von Anfang an mit der Ansage in das Projekt gegangen, dass ein Erzählsträng im Perry Rhodan Universum erzählt werden soll, der für Perry Rhodan Einsteiger verständlich und nachvollziehbar bleibt. Jedoch war stets darauf zu achten, dass keine Gesetzmäßigkeiten des Universums verletzt werden. Es war schon eine ziemlich große Herausforderung, sich in die Gegebenheiten eines solch komplexen Story-Universums einzuarbeiten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Handlung nicht auf der Strecke bleibt. Aber hierfür haben wir uns fähige und tatkräftige Unterstützung gesucht.

8bit-ninja: Haben bereits andere Verlage angefragt (oder wurden gefragt), um interaktive Versionen Ihrer Serien umzusetzen?

Cornelius Huber: Es gibt immer wieder mal Anfragen – teilweise für Marken, die weitaus größer sind, als Perry Rhodan. Und hin und wieder kann aus sowas auch mal eine Kooperation entstehen. Die iPhone App „Die drei ??? – House of Horrors“, die ich ebenfalls 2011 für Sony Music angefertig habe ist ein gutes Beispiel hierfür. Der Vorlauf für ein konkretes Projekt kann schon mal 2-3 Jahre oder noch länger sein – wie gesagt: nicht alle Verlage sind so flexibel und tatkräftig, wie Pabel Moewig.

8bit-ninja: Welches Genre / Setting würden Sie persönlich gerne in einer interaktiven Geschichte umgesetzt sehen?

Cornelius Huber: Oh, das ist nicht leicht… welches Genre würde ich NICHT in einer interaktiven Geschichte umgesetzt sehen wollen? Es gibt so vieles, was ich gern ausprobieren würde… Horror, Thriller, Kinder, … Ich hatte schon immer eine besondere Schwäche für stilvolle Abenteuergeschichten mit einem humoristischen Touch. Ein interaktives Indiana Jones Abenteuer könnte ich mir genau so gut vorstellen, wie eine interaktive Liebesgeschichte. Allein die Möglichkeiten, wenn man einmal über diese Fragen nachdenkt… „Kriegt er sie? Oder kriegt er sie nicht? Und wenn ja, dann welche? Und wen kriegt SIE überhaupt…?“

8bit-ninja: Wäre für zukünftige Produkten ein Ausbau der spielerischen Aspekte beispielsweise durch Einbinden von Quicktime-Events oder Rätseln reizvoll oder sind derartige Elemente eher hinderlich in Hinblick auf eine starke erzählerische Komponente?

Cornelius Huber: Nein! Wer Grafik-Adventures spielen möchte, soll sich ein Grafik-Adventure besorgen. Das Interaktive Hörspiel setzt visuelle Elemente, wenn überhaupt, lediglich als unterstützenden sekundären Informationskanal bzw. zur atmosphärischen Unterstreichung ein. Das ist eine der größten Stärken des Mediums überhaupt!

8bit-ninja: kann abschließend vielleicht bereits ein kleiner Ausblick auf kommende Projekte gewährt werden? Was kann man in Zukunft von Audiogent erwarten?

Cornelius Huber: Darüber verrate ich im Augenblick nicht mehr, als auf der Homepage www.audiogent.com zu lesen ist.

8bit-ninja: vielen Dank für das Interview.