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8bit Dragonquest SchleimWas niemanden verwundern dürfte: Videospiele sind nicht realistisch. Wären sie es, würde man in Egoshootern nach dem ersten Treffer wimmernd zusammensinken und Arcaderacer würden eher im Straßengraben oder auf der Polizeiwache als an der Ziellinie enden. Allerdings sollten Charaktere vor allem bei stark storygetriebenen Spielen ein Mindestmaß an nachvollziehbarem Verhalten an den Tag legen. Diesbezüglich glänzen insbesondere die NPCs in old-school Japano-Rollenspielen und Action-Adventuren wie die Legend of Zelda oder Dragon Quest nicht gerade durch Glaubwürdigkeit. Dass in den Fantasy-Reichen nahezu niemand seine Türe abschließt und somit die Häuser zu jeder Tages- und Nachtzeit betreten werden können, mag man noch mit extremer Unbesorgtheit und Gastfreundschaft erklären, die in Hyrule und Co. vorherrschen. Aber spätestens, wenn der „strahlende Held“ ungefragt Schränke durchstöbert und Tonkrüger zerschlägt, um darin enthaltene Items und Goldstücke einzusacken, dürfte sogar dem stoischten Bürger der Kragen platzen. Doch statt einer ordentlichen Tracht Prügel erhält man in der Regel eine neue Quest oder belanglosen Smalltalk.
Besonders im aktuell angespielten Dragon Quest IX: Hüter des Himmels entsteht daraus zudem noch eine schwere moralische Zwickmühle: Dort übernimmt man die Rolle eines gefallenen Himmelsbewohners, der auf Erden Gutes tun soll, um mit der ätherischen Währung Benefit belohnt zu werden.
Ist es da vertretbar, ein armes Rentnerehepaar um die letzten gut versteckten Goldstücke zu erleichtern, die sie vermutlich für die Praxisgebühr zusammengespart haben, wenn man zuvor die personifizierte Seuche besiegt hat, die das ganze Dorf erkranken ließ?

Witzigerweise sind derartige Beutezüge spielerisch eher belanglos und unnötig, da in den Dungeons und den unzähligen Kämpfen weitaus größere Schätze warten. Wobei sich unter dem Gesichtspunkt des Realismus natürlich auch wieder die Frage stellt: Wer versteckt seine Schatztruhe in einer monsterverseuchten Höhle und wo bewahren die Schleimgegner Ihre Goldmünzen auf?

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