Die berliner Karl-Marx-Allee ist nicht nur wegen Ihrer Wohnblöcke im Stil des sozialistischen Klassizismus bemerkenswert. Denn im Erdgeschoss der Hausnummer 93a befindet sich mit dem Computerspielemuseum die weltweit erste ständige Ausstellung zur interaktiven digitalen Unterhaltungskultur.
Nach dem Zahlen der 8 Euro Eintritt macht sich zunächst einmal Enttäuschung breit: Die Ausstellungs-fläche ist sehr überschaubar und für ein Museum, dass sich einem interaktivem Medium widmet, gibt es weniger Spielbares als erwartet.
Stattdessen finden sich im Hauptteil der Ausstellung viele Monitore nebst Kopfhörern, die – unterstützt von Texttafeln und Ausstellungsstücken – Einblicke in diverse Aspekte der Videospielkultur geben wie den historischen Wurzeln, Musik in Spielen, alternative Steuerungsmöglichkeiten oder Multiplaying. Natürlich können diese Punkte nicht in aller Detailtiefe behandelt werden, und auch, wenn man sich die Informationen und Videos dank Wikipedia und Youtube selber zusammenrecherchieren könnte, ist es besonders für Nicht-Kenner der Materie schön zu sehen, was hier an Interessantem und Kuriosem zusammengetragen wurde.
Meine persönlichen Favoriten sind dabei die Videos von Demos auf exotischen Geräten wie einem Geldautomaten und ein Mitschnitt einer New Yorker Performance des Gameboy-Musikers Nullsleep.
Sehr gelungen ist überdies die generelle Gestaltung des Museums. Konsequent wurde auf pixelig-quadratisches Design in den Farben Weiß und Neongrün gesetzt, und die Video-stationen werden (fast) stilecht mit einem Competition Pro bzw. dessen USB Nachbau gesteuert. Besonders cool ist die Wall of Games, auf der Meilensteine der Computer- und Videospielgeschichte verewigt sind und bei der die Mechanik eines Point’n’Klick Adventures in die real Welt übertragen wurde: Mittels eines Joysticks wird ein beamerprojeziertes Fadenkreuz über eine große Wand mit Spielenamen beziehungsweise Verpackungen gesteuert, während Monitore Informationen und Bildmaterial zu dem Game anzeigen, dass sich unter dem Cursor befindet.
Ergänzt wird die Ausstellung durch die Wall of Hardware, an der sich Videospielkonsolen aus mehr als drei Jahrzehnten finden. Und neben einigen historischen, künstlerischen und kuriosen Exponaten wie einem (nicht spielbaren) Pong Automaten, der Painstation oder einem gigantischen Atari VCS-Joystick gibt es im Rahmen der Themenbehandlung natürlich auch einiges anzuspielen wie Wipeout 3D, Wii Sports, Monkey Island oder Zork.
Besonderes Highlight sind jedoch die Arcade-Cabinets von Space Invaders und vor allem Asteroids. Diese Spiele sind noch immer kurzweilig und machen eine Menge Spaß, vor allem wenn man sie authentisch auf der Automatenhardware zocken kann.
Ob sich ein Besuch im Videospielmuseum in Berlin lohnt muss jeder für sich selber entscheiden. Es ist zwar keine Pilgerstätte, die jeder Videospiel-Nerd zwingend besucht haben muss, doch insbesondere für interessierte Menschen, die mehr über die digitalen Spielekultur erfahren möchten, wird hier einiges geboten. Diese stören sich dann auch nicht an einigen Ungereimtheiten, wie der Tatsache, dass das ausgestellte Mega Drive zwar mit einem Mega CD Aufsatz bestückt ist, das 32X Modul aber fehlt oder der Behauptung, dass Zool eines der ersten Spiele sei, in dem Produktplazierung betrieben worden sei.
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