XBox Review: Super Engine GT Turbo SPEC im Test (XBox One / XBox Series)

Ich würde mich nicht unbedingt als den größten Rennsportfan bezeichnen, und dennoch haben sich hier im Blog schon eine beachtliche Anzahl von Rennspiel-Tests angesammelt. Vielleicht auch deshalb hat mit Publisher East Asia Soft für die XBox einen Review-Code für den 3D Arcade-Racer Super Engine GT Turbo SPEC überlassen, was sich definitiv nach einer Aneinanderreihung von Begriffen und Abkürzungen anhört, die irgendetwas mit Motorsport zu tun haben. So generisch wie der Titel ist dann leider auch das Spiel, das vom Hauptmenü aus neben der Festlegung der Optik des eigenen sportlichen Kleinwagen aus einem Dutzend von sehr ähnlichen Designs lediglich die Wahl eines von 32 Einzelrennen auf nicht sonderlich langen Rundkursen ermöglicht, die der Reihe nach freigeschaltet werden, wenn man sich im vorherigen Wettstreit innerhalb von drei Runden mindestens auf den dritten Platz vorgekämpft hat. Damit ist dann leider der Inhalt von Super Engine GT Turbo SPEC bereits vollumfänglich beschrieben, zumal die vier Serien, auf die sich die Wettkämpfe aufteilen, mehr der reinen Organisation dienen und nicht etwa mit leistungsfähigeren Vehikeln oder gegen clevere Gegner bestritten werden. Es gibt keine alternativen Spielvarianten wie Zeitrennen oder Mehrspieler-Modi, keine freischaltbaren Fahrzeuge oder Lackierungen, kein Preisgeld, dass in Verbesserungen oder optische Anpassung investiert werden könnte, und selbst die Achivements, die mich in anderen Titeln zumindest gerne mal zu etwas kreativerem Spielverhalten motivieren, beschränken sich ausschließlich auf das Durchwandern der Pisten-Abfolge. Demnach muss ausschließlich die Spielbarkeit in den kurzen Rennen als Motivator herangezogen werden, die jedoch ebenfalls so ihre Tücken hat. So hören sich über 30 Strecken zunächst nach einem ordentlichen Umfang an, aber leider lassen diese jegliche individuellen Charakter vermissen. Das soll jetzt nicht heißen, dass sie schlecht oder gar unfair designt wären, jedoch wirken die Kurse mit sehr erkennbaren, wiederholt auftretenden Elementen wie Geraden, 90° Kurven und S-Schikanen halt recht beliebig und so, als seien sie aus Teilen einer Spielzeug-Rennbahn zusammengesetzt. Dazu passt auch, dass in unmittelbarer Nähe der Strecke zwar mit Bandenwerbungen, Leitplanken, Reifenstapel und anderer Staffage durchaus typische Renn-Atmosphäre erzeugen wird, es jenseits des Asphalts allerdings lediglich einige Bäume, Sträucher und Steine in der Farbgebung verschiedener Jahreszeiten sowie komplett menschenleere Tribünen zu betrachten gibt. Die bunte, flächige Grafik ergibt somit ein zwar stimmiges, aber wenig spektakuläres Bild, dessen triste Landschaft sich ebenso gut auf einem Spielteppich befinden könnte.

Interessanterweise setzt sich das unbeabsichtigte Spielzeug-Thema auch beim Fahrverhalten der Autos fort. Denn obwohl das Setting keinen Hinweis darauf gibt, dass es in einem Kinderzimmer angesiedelt sein könnte, steuern sich die Boliden selbst unter Berücksichtigung der zugänglichen Ausrichtung von Super Engine GT Turbo SPEC nicht wie renntaugliche Tourenwagen, sondern eher wie motorisierte Pappschachteln beziehungsweise ferngesteuerte Modelle, die kaum ein Gefühl von Gewicht vermitteln. Dementsprechend erreichen sie sehr schnell ihre nicht sonderlich hohe Spitzengeschwindigkeit und bremsen ebenso abrupt wieder ab, wenn man das Gas wegnimmt. Bei längeren Lenkmanöver sind zwar leichte Drifts möglich, grundsätzlich behält man aber stets die volle Kontrolle über das Fahrzeug, das weitestgehend spurgenau wie ein Brett auf der Straße liegt und zudem ein etwas merkwürdiges Kollisionsverhalten aufweist: Berührungen mit der Fahrbahnbegrenzung resultieren oftmals in totalem Stillstand, während Karambolagen unter den Mitstreitern die Vehikel bereits bei leichtem Kontakt ohne Anzeichen eines Schadens „aneinander kleben“ lässt. Das restliche Fahrerfeld ist dabei nicht mit sonderlich viel Intelligenz geschlagen und bestreitet kaum Positionskämpfe untereinander, sondern folgt in der Regel fast schon wie an der Perlenschnur aufgereiht in konstantem Tempo dem Straßenverlauf. Die durchaus vorhandene Herausforderung besteht daher weniger darin, sich in packenden Situationen mit dem fahrerischen Können der Computergegner zu messen, sondern sich mit geringem Geschwindigkeitsvorteil innerhalb von wenigen Runden vom letzten Platz eine Siegerposition zu erkämpfen. Das geschickte Schneiden von Kurven und überfahren der Randsteine ist dafür eine hilfreiche Taktik, zumal es innerhalb der recht eng eingezäunten Fahrbahn keine verschiedenen Untergrundeigenschaften gäbe, die sich auf das Fahrmodell auswirken würden. Die Standard-Kamera, die zugleich von einer erhöhten Position hinter dem eigenen Flitzer die „modernste“ Perspektive auf die Rennstrecke bietet, eignet sich in meinen Augen dabei am besten für die Aufgabe, da man Kurven frühzeitig erkennen kann. Nostalgiker, die mit „renn-ähnlichen“ Spielen wie Supersprint oder Micro Maschines aufgewachsen sind, können aber auch jederzeit zu einer rotierenden Top-Down- oder einer statischen, isometrischen Ansicht wechseln, doch diese Blickwinkel scheinen mir mangels Übersichtlichkeit dann doch nicht optimal für das Spielgeschehen geeignet zu sein.

Auch soundtechnisch bietet Super Engine GT Turbo SPEC fast schon erwartungsgemäß lediglich das nötigste. Die generische, poppige Musik ist derartig darauf ausgelegt, so allgemein und unspezifisch wie möglich zu klingen, dass ich sie wegen ihrer Banalität komplett abgestellt habe, da es keine Möglichkeit gab, die Lautstärke auf ein dezentes Hintergrundgedüdel herabzuregeln. Die verbleibende Spielakustik ist jedoch ebenfalls alles andere als mitreißend: Anscheinend erzeugt nur der Motor des eigene Fahrzeug ein Geräusch, das aber kein kraftvolles Röhren ist, sondern sich mehr nach dem Surren eines Stabmixers anhört. Selbst der eingesprochene Countdown beim Start kling extrem unbeteiligt und nüchtern, so dass das dreifache „go … go … go“ fast schon einem emotionalen Gefühlsausbruch nahekommt.

Müsste ich Super Engine GT Turbo SPEC in einem Wort beschreiben, wäre dieses wohl „unaufgeregt“. Technisch gibt es an dem Titel wenig auszusetzen, läuft er in der reduzierten Cartoon-Optik und überschaubarem Tempo doch selbst auf einer betagten Xbox One S erwartungsgemäß flüssig und lässt sich problemlos kontrollieren. Mit der farbenfrohen Aufmachung und simplen Steuerung richtet sich Super Engine GT Turbo SPEC sicherlich an ein jüngeres Publikum, doch selbst diesem dürfte es nach etwas mehr Spannung und Action verlangen. Die Grundanforderung eines einsteigerfreundlichen , simplen Funracers ohne jeglichen Simulationsanspruch erfüllt das Spiel somit, zeigt aber keine Ambitionen, sich in irgendeinem Bereich besonders hervorzutun oder sich durch individuelle Ansätze abzuheben. Angesichts des günstigen Preises und dem Sachverhalt, dass das Spiel von einem einzelnen Entwickler entwickelt wurde, sollte man vielleicht nicht allzu hohe Erwartungen haben, doch gibt meiner Meinung nach auch in diesem Segment genug weitaus bessere Spiele. Wer sich beispielsweise für eine etwas authentischere Steuerung begeistern kann, dürfte beim kaum teureren Super Woden GP II vom gleichen Publisher weitaus besser aufgehoben sein.

Kommentar


* Pflichtfeld