Das Galtonbrett ist nicht nur eine greifbare Repräsentation für das mathematische Konzept der Binomialverteilung, sondern mit einigen Billard-Varianten auch Vorbild für Glücksspielgeräte wie wie sehr frühe Flipper-Konstruktionen oder Pachinko-Automaten, bei denen Kugeln von zahlreichen Nägeln abprallen. Der Überraschungshit Peggle von PopCap aus dem Jahr 2007 und seine Nachfolger bauten ebenfalls auf diesem Prinzip auf und haben das sehr von glaubwürdiger Physik bestimmte Konzept erfolgreich als Videospiel umgesetzt.

Das kürzlich erschienene Knights of the round peg, dessen Xbox Version mir Publisher Oceanmedia freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, kann man getrost mindestens als Hommage an diese Titel bezeichnen, beruht es doch auf exakt der gleichen Kernmechanik: In 80 linear aufeinander folgenden, bildschirmgroßen Level voller Blöcke und Zapfen müssen eine Reihe kleiner Kugeln nacheinander so von oben auf das Spielfeld abgefeuert werden, dass sie mindestens alle farblich hervorgehobenen Elemente durch Berührung entfernen.
Je nach gewähltem der beiden Schwierigkeitsgrade stehen einem für diese Aufgabe entweder eine feste oder unbegrenzte Anzahl an Geschossen zur Verfügung, doch selbst im normalen Modus stellt das erfolgreiche absolvieren eines Abschnitts keine allzu große Hürde dar und verlangt mindestens eben so viel Glück wie Geschick und Timing, womit sich Knights of the round peg von vorne herein klar als Casual-Game zu erkennen gibt. Spezielle Steine, die beispielsweise einen auftreffenden Ball in zwei aufteilen, Gimmicks wie Portale und stets unterschiedliche Level-Aufbauten mit teils beweglichen Hindernissen sorgen aber für anhaltende Abwechslung und Unterhaltung, zumal das simulierte Verhalten der Bälle nachvollziehbar daherkommt, sofern man davon ausgeht, dass die Projektile eher leicht und aus Gummi sind und es sich nicht um kleine Stahlkugeln handelt. Apropos Stahlkugel: Um nach dem -durch einen Pfeil bis zum ersten Aufschlagpunkt gut zu zielenden- Abschuss nicht komplett zum Zuschauen verdonnert zu sein, befinden sich am linken und rechten unteren Bildschirmrand kleine bewegliche Arme, mit denen sich das aktuelle Spielgerät vielleicht doch noch etwas länger auf der Fläche halten lässt und womöglich noch den einen oder anderen Stein trifft. Komponenten, die Bumpern und Spinnern ähneln, kennt man ebenfalls von klassischen Flipper-Tischen. Dennoch sollte man von Knights of the round peg bei weitem kein modernes Pinball-Gameplay erwarten. Vielmehr handelt es sich um eine kleine Maßnahme, um in den ansonsten sehr vom Zufall bestimmten Spielverlauf einzugreifen und erinnert somit wieder an die eingangs erwähnte Frühzeit der Tischballspiele. Eine ebenfalls willkommene Ergänzung ist das in verschiedene Sektoren aufgeteilte, langsam hin- und herdrehende Rad am unteren Bildschirmrand, das mit etwas Glück noch einmal Bonuspunkt, Multiplikatoren oder gar Extra-Sphären für Kugeln bereithält, die das Spielfeld verlassen.
Dieses simple und eingängige Spielprinzip verpackt Knights of the round peg in eine interessante, historisch angehauchte Präsentation. Zwar setzen auch Spiele wie Pentiment oder Inkulinati auf einen von mittelalterliche Handschriften und Kupferstichen inspirierten Grafikstil, dennoch ist diese Optik alles andere als gewöhnlich und sorgt ironischerweise für einen frischen, unverbrauchten Look: Musikalisch begleitet von einer Mischung aus mittelalterlichen Klängen und Folk-Liedern befindet sich im Hintergrund auf pergamentener Basis in der Regel ein dezentes, ebenfalls in beigem Pinselstrich gehaltenes Motiv, das zudem ein erstaunlich gutes Fundament für die Anordnung der Pegs darstellt. Hinzu kommen mitunter farbig gehaltene Figuren und Elemente, die ganz im Stile der bewegten Cut-Out-Einspieler von Monty Python´s Flying Circus mal belanglose, mal angenehm alberne Animationen ausführen, sobald sie getroffen oder anderweitig ausgelöst werden. So kicken Wächter eine Barriere vor- und zurück oder ein Burgfenster gibt verschiedene Motive frei. Zwar kann nicht jeder Level mit der anfänglichen Opulenz dieser Stilmittel mithalten, dennoch ist das Dargestellte ansehnlich und abwechslungsreich, was auch an einem für mich überraschenden Gesichtspunkt von Knights of the round peg liegt, schließlich hätte ich in einem levelbasierten Casualspiel überhaupt keine Story erwartet. Doch genau diese präsentiert das Spiel in Form der abenteuerlichen Reise von Sir Pegward, einem Ritter, der im Umgang mit dem Schwert und der Laute gleichermaßen bewandert ist. Die einzelne Stationen bilden nicht nur die jeweiligen, auf einer Landkarte angeordneten spielbaren Abschnitte, sondern werden darüber hinaus zu deren Beginn durch einem Limerick eingeleitet, der dann von unruhigen Meeresüberquerungen oder dem Betören einer holde Maid berichtet. Gemäß der Natur dieser Form von Gedicht sind die Formulierungen entsprechend humorvoll, setzen jedoch ausreichende Englischkenntnisse voraus, schließlich wäre eine Übersetzung in andere Sprachen unter Beibehalt von Versmaß, Reimschema und Inhalt wohl doch zu viel verlangt.

Tatsächlich etwas mehr Mühe hätte ich mir jedoch beim spielerischen Grundgerüst und der Bedienung von Knights of the round peg gewünscht. Zwar geht das Ausrichten und Abfeuern der Ballkanone relativ leicht von der Hand, mit A als einziger Aktionstaste (auch für die parallele Betätigung der Flipper) merkt man den Spiel jedoch schnell an, dass es wohl primär für mobile Geräte entwickelt wurde. Auf der Konsole unangenehm fällt dieses insbesondere bei der Navigation zwischen den einzelnen Spielpassagen auf, erfolgt diese doch mit einem großen, kreisrunden Cursor, der sich langsam bewegt und dessen Mitte dennoch recht präzise positioniert werden muss, um ein Menüpunkt oder Level auszuwählen. Dieses dürfte klar das Überbleibsel einer Auslegung für Touchscreen sein, für einer Steuerung per Controller empfinde ich aber das direkte Hervorheben und Wechseln von aktiven Punkten per Richtungstasten als die elegantere und effizientere Lösung.
Außerdem hätte ich mir noch eine stärkere Einbindung der Videospielaspekte erhofft, was dem Titel etwas mehr Tiefgang verleihen würde. So werden zwar in jedem Abschnitt Punkte erspielt, die aber fast schon verschämt und beiläufig auf der Levelkarte angezeigt werden und in Ermangelung einer Highscoreliste kaum Anreiz geben, sich erneut an einer Aufgabe zu versuchen. Mehr Abwechslung in den Zielanforderungen, beispielsweise das komplette Abräumen des Spielfelds, das erreichen einer Mindestpunktzahl oder den Abschluss innerhalb eines Zeitlimits sucht man ebenso vergeblich wie optionale Nebenmissionen, die sich angesichts der Heldenreise-Thematik angeboten hätten.
So bleibt Knights of the round peg ein entspannendes und gelungenes, wenn auch recht seichtes Gelegenheitsspiel, dass vor allem mit seiner außergewöhnlichen Präsentation punkten kann.
Knights of the round peg is a game
with it’s medieval presentation calling for fame
sure, it’s a clone,
but one well done
though the chill gameplay stays mainly the same